Das Finanzamt wird die Steuererklärung 2022 prüfen und lässt sich ungern dabei in die Karten schauen – dennoch gibt es regelmäßige Veröffentlichungen der OFD (Oberfinanzdirektion) in Nordrhein Westfalen. So auch zu den Prüffeldern, auf die der Fiskus ein besonderes Augenmerk hat.
In den vergangenen Steuerjahren kommt hier zunehmend der Tatbestand der Liebhaberei ins Spiel.
Wenn Sie als Arbeitnehmer ein Nebengewerbe auf selbstständiger Basis haben und seit Jahren nur
Verluste geltend machen, kann es sein, dass das Finanzamt intensiver nachfragen wird. Sie müssen
Ihre Gewinnerzielungsabsicht glaubhaft machen und handfeste Belege dafür bringen, dass Sie mit
Ihrem Gewerbe die Absicht haben Gewinne zu erzielen, beispielsweise durch eine Umstrukturierung
des Unternehmens oder Werbemaßnahmen, die Sie dem Finanzamt nachweisen können. Ansonsten
kann es passieren, dass Ihnen nach den Paragrafen15 und 18 EStG Liebhaberei unterstellt wird, in
Folge können Sie Ihre Verluste dann nicht mehr steuermindernd einsetzen.
Auch Betreiber einer Photovoltaikanlage, die Strom in das allgemeine Netz einspeisen, gelten
steuerrechtlich als gewerblich tätig, sie müssen Ihre Gewinne versteuern und können im Gegenzug
dafür aber Verluste geltend machen. Da dies immer öfter vorkommt, prüfen Finanzbeamte die
Gewinneinkünfte hierbei vermehrt.
Auch Gewinne aus Online Geschäften bei Auktionshäusern wie ebay haben Finanzämter im Visier.
Noch können private Verkäufe nicht so gut nachvollzogen werden, der Fiskus arbeitet hier aber schon
an einer Möglichkeit, damit dies besser kontrollierbar wird. Für Hobbyverkäufer, die von der Anzahl
der Verkäufe oder des Warenwertes eigentlich schon gewerblich tätig sind, wird es in Zukunft also
immer relevanter, die genauen Daten in der Steuererklärung anzugeben.
Wer Sonderausgaben oder Werbungskosten geltend machen möchte, sollte diese so detailliert wie
möglich beschreiben, ansonsten kann es schneller passieren, dass das Finanzamt hier weiter nachhakt.
Schreiben Sie statt Fortbildung, lieber den genauen Namen der Veranstaltung mit in die
Steuererklärung und wo oder wann diese stattfand.
Bei Arztkosten ist es auch sinnvoller genau zu datieren, welche Behandlung Sie bei welchem Arzt
geltend machen möchten. Das Finanzamt kann dadurch eher nachvollziehen, was Sie genau absetzen
wollen und die Wahrscheinlichkeit einer intensiveren Prüfung sinkt.
Vor allem bei der erstmaligen Angaben zu möglichen Unterstützungs- oder Unterhaltszahlungen kann
es durchaus passieren, dass das Finanzamt näher nachfragen wird. Auch bei einmaligen
Angelegenheiten wie einen möglichen Erbfall, prüfen die meisten Finanzbeamten den Sachverhalt
verstärkt auf Plausibilität und Richtigkeit.
Durch die vielen Ausgaben, die der Staat aufgrund der Corona Pandemie hatte, sind Finanzbeamte
dazu angehalten bei Großverdienern genauer nachzuprüfen, da hier bekanntlich mehr zu holen ist,
wenn (gewollte oder ungewollte) Fehler bei der Erklärung der Einkünfte vorliegen. Aber auch
Kleingewerbetreibende oder Arbeitnehmer, die Einkünfte aus nicht selbstständiger Arbeit haben,
können ins Raster für eine intensivere Prüfung geraten.
Kapitalanlagen und Spekulationsgewinne oder -verluste werden vom Fiskus auch intensiv geprüft.
Steuerpflichtige, die die Anlage KAP oder die Anlage SO ausfüllen müssen, werden oft besonders in
Augenschein genommen. Der Fiskus hat hier die Möglichkeit die angegebenen Daten mit dem
Kontrollmaterial des Bundesamtes für Finanzen (BfF) abzugleichen und kann nachvollziehen, welche
Depots, Konten oder Freistellungsaufträge von den Banken eingereicht wurden und ob die Daten zu
den Angaben in Ihrer Steuererklärung passen.
Nutzen Sie Ihren Firmenwagen auch privat, achtet der Fiskus 2022 auch wieder auf die richtige
Eintragung im Fahrtenbuch, sodass die Fahrtkostenerstattung korrekt beantragt wird. Laut den
“Zentralen Fahndungs-Nachrichten” wurde in der Vergangenheit des Öfteren festgestellt, dass
Tankquittungen unsachgemäß gebraucht werden. Die Quittungen, die von einem anderen Kunden
liegen gelassen wurden, werden gerne mitgenommen, um die eigenen Tankkosten für den
Firmenwagen künstlich zu erhöhen. Da das Finanzamt den getankten Sprit mit den laut Fahrtenbuch
gefahrenen Kilometern gegenrechnet, fällt es schnell auf, wenn ein modernes Auto plötzlich 50-60
Liter pro 100 Kilometern verbraucht.
Auch wenn Namen von Geschäftspartnern oder Adressen im
Fahrtenbuch fehlen, kann es passieren, dass die Fahrtkosten nicht angerechnet werden und das
Fahrtenbuch nicht akzeptiert wird. Die private Nutzung wird dem Steuerpflichtigen dann mit der
teureren ein-Prozent-Methode versteuert, das bedeutet, dass monatlich ein Prozent des
Bruttolistenneupreises des Autos versteuert wird. Zusätzlich werden noch 0,03 Prozent für jeden
Kilometer der einfachen Strecke zwischen Arbeitsplatz und Wohnort berechnet. Das kann je nach
Auto und gefahrenen Kilometern schnell zu Steuernachzahlungen von mehreren Tausend Euro
führen. Außerdem droht dem Steuerpflichtigen ein Verfahren wegen Steuerverkürzung oder
Steuerhinterziehung.
Auch jenen, die Ihre privaten Fahrten sowieso schon mit der Ein-Prozent-Methode berechnen, droht
eine intensivere Prüfung im Steuerjahr 2022. Hier ist für das Finanzamt die Gefahr des Sammeln
fremder Tankquittungen noch höher, da nicht mithilfe eines Fahrtenbuchs die Fahrten nachvollzogen
werden können. Das Finanzamt weiß sich hier jedoch mit Werkstattrechnungen oder TÜV Berichten
zu helfen, um die angegebenen Daten zu validieren.
Manche Arbeitnehmer achten auch ohne Firmenwagen bei den Fahrtkosten nicht immer im Detail
darauf, dass sie nur die einfache Strecke steuerlich geltend machen können. Wenn Sie einen
Arbeitsweg von 25 Kilometern haben, können Sie bei den Fahrtkosten nur 25 Kilometer absetzen.
Nicht jedoch die doppelte Strecke von 50 Kilometer für die Hin- und Rückfahrt.
Bei Vermietungen und Verpachtung von Eigentum prüft das Finanzamt auch im Steuerjahr 2021
genau, wie sich die Miete aus den getrennt angegebenen Nettomieteinnahmen und den Betriebskosten zusammensetzt, um nachvollziehen zu können, ob hier plausible Angaben gemacht wurden. Auch werden die örtlichen Mietpreise zum Vergleich herangezogen, ob eine stark vergünstigte Miete an beispielsweise Verwandte steuerlich rechtmäßig ist oder nicht. Grund dafür ist das neue Jahressteuergesetz von 2020, dass die Mietpreisgrenze nun ab 2022 nicht mehr bei 66 Prozent der durchschnittlichen örtlichen Miete liegt, sondern bei 50 Prozent. Das bedeutet, die Miete muss mindestens zwischen 50 Prozent und 66 Prozent der ortsüblichen Miete betragen, sodass der
Vermieter die vollen Werbekosten geltend machen darf. Durch diese neue Gesetzgebung schaut der
Fiskus intensiver, ob diese Regelungen eingehalten werden, oder ob die Mieteinnahmen nicht
wiederholt geringer sind als die betrieblichen Ausgaben, damit diese steuermindernd eingesetzt
werden können. In jedem Fall muss der Vermieter dem Finanzamt seine Gewinnabsicht glaubhaft
machen. Andernfalls kann es passieren, dass das Finanzamt die Immobilie der privaten Nutzung
zuordnet. Dementsprechend können Eigentümer dann keine Werbungskosten mehr zur Verringerung
der Steuerlast nutzen.
Dadurch, dass die Mietpreise bei intensiven Prüfungen verglichen werden, fällt dem Finanzbeamten
eine starke Abweichung zur durchschnittlichen Ortsmiete sofort auf und er wird diesen Sachverhalt
näher nachprüfen. Viele Finanzämter achten verstärkt im ersten Jahr auf die Angaben zu Einkünften
aus Vermietungen und Verpachtungen und den dazugehörigen angegebenen
Erhaltungsaufwendungen. Vor allem auch bei erst kürzlich fertig gebauten Mietwohnungen im ersten
Jahr der Vermietung.
Wenn Sie in ein solches Prüffeld passen, ist es ratsam, die notwendigen Belege, die Ihre Angaben
unterstreichen gleich mit Ihrer Steuererklärung zusammen beim Finanzamt einzureichen. So sparen
Sie sich und dem zuständigen Finanzbeamten viel Arbeit.
Diese Prüffelder werden von Nordrhein-Westfalen genannt, es wird gebeten, dass Steuerpflichtige
nötige Nachweise gleich mit abgeben, sollten ihre Angaben für eines der genannten Themen relevant
sein. Aus Thüringen kommt der Hinweis, dass bei jeglichen Änderungen in der Situation, sei es der
Beginn einer doppelten Haushaltsführung oder aber auch die Einrichtung eines Arbeitszimmers zu
Hause im ersten Jahr mit der Angabe in der Steuererklärung gleich Belege mitgeliefert werden sollen,
da eine Nachfrage nach diesen sehr wahrscheinlich ist.
Die anderen Bundesländer liefern solche ausführlichen Informationen eher nicht, Sie können sich
aber ungefähr an den Informationen des OFD orientieren. Beachten Sie dabei, dass jedes Finanzamt
das Recht hat unabhängig von diesen Informationen Ihre Steuererklärung in allen möglichen
Bereichen intensiver zu prüfen.